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6 Tage Ibiza kritisch betrachtet

Bis März 2020 war ich aus beruflichen Gründen sehr viel unterwegs. Reisetätigkeiten im In- und Ausland, auch interkontinental.

Ich war in 40 Ländern auf drei verschiedenen Kontinenten.

Land 41 und 42 sowie Kontinent vier war für den Sommer 2020 geplant, doch wurde die Reise, nachdem wir sie erst auf 2021 verlegt hatten, am Ende pandemiebedingt abgesagt.

Über zwei Jahre nur zu Hause hängen. Möglichst wenig Menschen real treffen und das gepaart mit enormen finanziellen Einbrüchen und der täglichen Sorge, wie am nächsten Tag noch die Beschäftigten durchgefüttert werden können. Geschlossene Schwimmbäder und überfüllte Wälder führten daneben zu noch mehr eingeschränktem Bewegungsfreiraum. Die Erlaubnis maximal eine Person außerhalb des Haushaltes zu treffen, die auch noch möglichst immer dieselbe sein sollte, führte zu dem Gefühl, mit der eigenen Familie über Monate hinweg 24/7 daheim eingeschlossen zu sein. Sowohl für das körperliche als auch das psychische Wohlbefinden ist das Gift. Körperlich bemerkbar machte es sich bei mir durch eine heftige Gewichtszunahme sowie ständigen Kopfschmerzen. Psychisch war ich häufig nicht gut drauf, genervt und angefressen. Ich merkte, dass ich zu querulieren anfing, meine Gelassenheit und innere Ruhe schwand.

Ich musste dringend raus, Abstand gewinnen, mal andere Menschen als meine Familie sehen. Auf Ibiza lebende Freunde luden mich zu sich ein. Ich nahm das Angebot dankend an.

Spanien wurde so Land 41 auf meiner Liste. Ein neuer Kontinent kam natürlich nicht dazu, denn Europa steht ja schon drauf.

Ich dachte an drei oder vier Tage Ibiza und fing an nach Flügen zu schauen. Schnell stellte ich fest, dienstags sind Hinflüge und montags Rückflüge am günstigsten. Also wurden es sechs Tage.

Bei Geschäftsreisen gebe ich als Heimatflughafen immer Düsseldorf (DUS) an. Aber Hannover (HAJ) ist natürlich von Bielefeld aus fast genauso gut erreichbar. Man muss halt am Bahnhof einmal umsteigen. Flieger zu beliebten Urlaubszielen, wie die Balearen, sollte es auch ab HAJ reichlich geben. Da mir der Flughafen egal war, schaute ich nach möglichst günstigen Flügen ab/nach DUS oder HAJ.

In meinem Fall war dienstags mit Corendon Airlines Europe ab DUS und montags zurück mit TUIFly nach DUS am günstigsten.

Ich flog mit Handgepäck. Meine Freunde auf Ibiza meinten, ich bräuchte nicht mehr als 3 T-Shirt-Kleider, sie hätten eine Waschmaschine. Ok, ich nahm 6 Outfits, zwei Badeanzüge und einen Bikini mit. Das passte locker in meine Sporttasche und das von TUIFly vorgegebene Gewicht von 6kg wurde dabei nicht überschritten. Corendon erlaubt sogar 8kg.

Die Flüge

Corendon Airlines Europe war super. Beim Boarding ging das Personal durch die Reihen und fischte die Kinder mit ihren Begleitern heraus, so dass sie nach den Menschen mit Handicap als erstes ins Flugzeug einsteigen. Das hat mich beeindruckt. Die Flugbegleiterinnen sprachen fliessend englisch und waren sehr freundlich, aber nicht überkandidelt freundlich. Ich dachte, ich hatte Essen vorbestellt, doch das stand nicht auf meinem Ticket. Die Flugbegleiterinnen schauten durch sämtliche Listen, aber mein Essen war nicht auffindbar. Sowas kann passieren. Ich beschwerte mich bei der Airline und hatte nach 48 Stunden eine Gutschrift. Da die Flugbegleiterinnen jetzt wussten, wie ich heisse, sprachen sie mich während des gesamten Fluges mit "Susanne" an. Das fand ich sehr aufmerksam und gut. Für nur 14 Euro zusätzlich saß ich in der dritten Reihe am Fenster. Der Sitz war ausreichend breit und ich hatte genügend Beinfreiheit. Der Flieger war ausgebucht.

TuiFly hingegen war wesentlich aufdringlicher. Hier durften Kinder nicht vor den anderen in das Flugzeug. Die Flugbegleiterinnen sprachen mit völlig überkandidelten Tonlage deutsch und versuchten extremst freundlich zu sein, so dass es den Anschein einer falschen Freundlichkeit erweckte. Ich bekam zu meinem vorbestellten Sandwich einen Kaffee und eine Plastik-Colaflasche ohne Glas. Das bedeutet, ich konnte Cola und Kaffee nicht zeitgleich trinken, da ich nur ein Gefäß hatte. Vor der Essens-Ausgabe wurde freundlich darauf hingewiesen, dass die Forderung nach einem Plastikbecher zwar möglich war, aber ungern gesehen würde. Ich war bei der Ansage davon ausgegangen, dass sie lediglich auf Plastik verzichten möchte, nicht aber, dass es kein Gefäß gibt. Ich hatte angenommen, ich bekomme ein Glas. Auf Plastik verzichten zu wollen und dann Colaflaschen aus Plastik zu verteilen, halte ich darüber hinaus für inkonsequent.

Nun gut, das Sandwich und der Kaffee waren sehr lecker, die Cola im Anschluss aus dem Kaffeebecher trinken, ging natürlich auch.

Die Rückenlehne meines Sitzes liess sich nicht arretieren, sie konnte also nicht nach oben gestellt werden. Ärgerlich, weil ich hatte ja extra noch mal 24 Euro Sitzplatzgebühr bezahlt. 10 Euro mehr, als bei Corendon. Dafür war der Sitz aber bei weitem nicht so breit. Ich musste die Armlehne zum Nachbarsitz hochklappen, um nicht eingequetscht zu sein. Die Beinfreiheit war ok. Dafür war der Flieger ziemlich leer und ich hatte die ganze Sitzreihe für mich allein. Allerdings sass ich in der 18. Reihe, die vorderen Reihen waren erheblich teurer.

Auf grund meiner Klaustrophie bekomme ich Herzrasen, Atemprobleme und andere Symptome, wenn ich, nachdem der Flieger gelandet ist, zu lange auf das Aussteigen warten muss. Daher ist je weiter vorne um so besser für mich. 18. Reihe war da nicht förderlich. Zumal es Gäste gab, die dann auch noch vor mir einfach minutenlang im Gang stehen blieben, ohne weiter zu gehen.

Auffällig und nervig war auch, dass die Flugbegleiterinnen bei TUIFly versuchten, den Fluggästen irgendwelches Gedöns zu verkaufen. Aufblasbare Nackenkissen, Parfüm, Schmuck usw. Das gab es bei Corendon zum Glück nicht. Bei TUIFly hatte ich den Eindruck, die Flugbegleiterinnen werden nicht ordentlich bezahlt und müssen daher noch Dinge gegen Provision verkaufen. Das war jedenfalls der Eindruck, der sich bei mir einschlich.

Auto und Verkehr

Über Check24 buchte ich ein Auto bei dem Verleiher RecordGo. Am Flughafen musste ich jetzt erstmal den Verleiher finden. Parkhaus drei, hinten am Ende in der Ecke gab es Shuttlebusse, die uns dann zum Büro des Verleihers brachten. Die Dame hinterm Schalter verwirrte mich mit fliessendem Deutsch. Ich war nicht darauf vorbereitet, dass sie deutsch spricht und so auf englisch eingestellt, dass mir erstmal die deutschen Vokabeln fehlten. Die Sache mit dem Auto klappte super und ich würde es das nächste Mal genauso wieder machen. Kann ich nur empfehlen.

Wenn es einen Weltrekord für die meisten Kreisverkehre pro Fläche gibt, dann hätte Ibiza eine große Chance, ganz weit vorne mitzuspielen. Gefühlt gab es mind. nach jedem Kilometer einen Kreisverkehr. Darüber hinaus gab es gefühlt alle 30 bis 50 Meter Bodenwellen, die das Schnellfahren verhindern sollten, so dass man kaum aus dem 2. Gang heraus kam. Es war fast überall 40 manchmal 60 und auf einer Straße, die ich gefahren bin, gab es tatsächlich mal für wenige Kilometer 80.

Die Insel

Ich fahre in den Urlaub, um Land, Leute und Kultur kennen zu lernen. Mich interessieren vor allem Fragen wie: Wie ist Ibiza entstanden? Wie ist die Geschichte von Ibiza? Wie leben und lebten die Menschen auf der Insel?

Die Frage, wie Ibiza entstanden ist, konnte mir auf der Insel niemand erklären. Die Archäologische Ausgrabungsstätte sowie das Museum dazu, waren vorrübergehend geschlossen.

Die anderen, wenigen Sehenswürdigkeiten, die verschiedene Reiseführer empfahlen, waren nach drei Tagen alle besucht, inklusiv der Museen.

Ich war in Santa Eularia, das liegt mittig an der Ostküste und ist die zweitgrößte Stadt der Insel. Eine Inselrundfahrt, egal ob per Schiff oder per Bus habe ich hier allerdings nicht gefunden. Ich hätte mir ja so einen Hop-On-Hop-Off-Bus oder -Schiff gewünscht.

Ibiza macht für mich den Eindruck, als sei es nur für Menschen, die wenig Fragen stellen. Die sich möglichst ruhig an einem der Strände, die durchaus sauber waren, zu Grillhähnchen bruzzeln lassen und dabei noch viel Geld für Liegen ausgeben. Denn Ibiza ist teuer und an vielen Stellen in meinen Augen überteuert.

Segelboote habe ich verhältnismäßig wenige gesehen. Motoryachten herrschten in den Häfen vor. Frauen, die sich reichen Yachtbesitzern anbiedern, sind mir auch nicht aufgefallen. Wobei mir auch keine reichen Yachtbesitzer aufgefallen sind.

Um 23:00 Uhr wurde es ruhig. Die Musik verebbte. Länger als 23 Uhr durfte, wo ich war, keine Party gemacht werden.

Den Sonnenaufgang konnte ich von der Dachterrasse beobachten.

Mit dem Sonnenuntergang versuchten clevere Geschäftsleute Geld zu verdienen. Orte, von denen sich ein Sonnuntergang im Meer beobachten liess, waren mit Touristenattraktionen zum Sonnenuntergang verseucht.

Wir hatten in der Wohnung übrigens keine Klimaanlage. Das war erträglich. Nachts ist es auf der Insel sehr feucht und durchaus windig.

Das Essen

Das Essen war der Horror. Einheimische Küche habe ich gar nicht gefunden. Das was es gab, war stets von Knoblauch verseucht. Selbst Erbsen / Möhren wurde mit Knoblauch zubereitet. Keine Nacht ohne ständiges Aufstoßen des Knoblauchs. Allerdings arbeiteten wohl alle mit eingelegtem Knoblauch, denn ich hatte keine allergischen Darmprobleme. Ich bin ja hochgradig allergisch gegen Knoblauch, rohe Zwiebeln und Paprika. Die Folge sind sehr schmerzende lang anhaltende Darmkrämpfe usw.

Auch wenn die Verarbeitung des Knoblauch derart war, dass ich keine Probleme hatte, finde ich es Schade, wenn die Seezunge nach Knoblauch statt nach Seezunge schmeckt. Heimischen Fisch habe ich nicht gesehen. Die Restaurants boten meist nur Lachs, Thunfisch und Seezunge an.

Fischerei, Obstanbau oder Olivenbauer, die ihre Ware direkt vor Ort verkaufen, sind mir auf der ganzen Insel nicht begegnet. Sowieso habe ich keine einheimischen Eingeborenen gesehen. Die meisten Menschen, die mir begegnet sind, waren Auswanderer aus anderen, meist europäischen, Ländern.

Fazit

Ich fand es öde. Das was mich interessiert hätte, hatte geschlossen, niemand konnte mir etwas zur geologischen Entstehung der Insel erzählen. Kultur und Leute habe ich nicht kennengelernt oder besser gesagt, es gibt sie wohl nicht wirklich, denn die Insel ist vom Tourismus und dort lebenden Ausländern beherrscht.

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